April 2023

Dialogisches Interview mit
Antonin Hugentobler,
Leiter Forstbetrieb Scuol / Unterengadin
Cumün da Scuol
Ein Auszug.
Was verbindet Dich mit der Lärche?
Als Förster habe ich natürlich viel mit der Lärche zu tun. Die Lärche ist für unsere Wälder eine wichtige und sehr schöne Baumart. Zudem ist das Holz selbstverständlich auch genial.
Wie würdest Du die Lärche beschreiben? Am besten gleich über die 5 Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Tasten/Fühlen, Schmecken).
Sehen: Im Herbst sind die Lärchenwälder eine Augenweide. Das schöne rötliche Holz mit manchmal auch Harzfluss schaue ich sehr gerne an.
Hören: Wenn man eine Lärche fällt im Winter und der Boden und die Lärche gefroren ist, so zerbricht diese auseinander und dies knackst dann doch beachtlich laut.
Riechen: Der Harz riecht für mich sehr gut. Mit den grünen Nadeln habe ich auch Lärchenschnaps gemacht und dieser riecht und schmeckt auch sehr gut.
Tasten/Fühlen: Die Rinde des Lärchenbaums ist ziemlich rau/grob. Das Holz ist zudem relativ hart, wenn man es mit anderen Holzarten vergleicht. Wenn die Lärchenhölzer für den Boden verwendet werden und diese eher unbehandelt sind, so spürt man ab und an die Spiessen. Diese Erinnerung habe ich an meine Kindheit in unserem Engadinerhaus in Scuol.
Schmecken: Die jungen Nadeln kann man ja essen. Die schmecken dann so wie der Lärchenbaum. Auch der Harz, welcher verhärtet ist, kann man schmecken. Zudem schmeckt auch, wie bereits beim Riechen erwähnt, der Lärchenschnaps.
Deine aktuelle Einschätzung zum Vorkommen/Verbreitung der Lärche im Engadin/Unterengadin. Welche Lärchenart ist hier vertreten?
Vor ca. 200 Jahren wurde hier im Engadin alles kahl gerodet. Und dank dieser Ausrodung konnte die Lärche, welche viel Platz und Licht braucht sich wieder als Pionierbaum gut verbreiten.
Allgemein wird die Lärche stark von der Fichte verdrängt. Die Lärche als Pionierbaumart ist also eine Baumart, die als Pionierpflanze Freiflächen besiedeln. Wir in der Forstung schauen auch dazu, dass die Lärche dann entsprechend Platz bekommt. Wenn wir einen Holzschlag machen – und wir wollen ja auch dadurch mitunter die Lärchen fördern – so machen wir relativ grosse Löcher. Wie gesagt braucht die Lärche einige Stunden Licht pro Tag, dass sie gut wachsen kann.
Hier im Engadin haben wir ausschliesslich die Europäische Lärche – also Larix decidua.
Wie schätzt Du die Lärche aus forstwirtschaftlicher Sicht ein?
Aus wirtschaftlicher Optik ist die Lärche für uns sehr interessant. Die Lärche ist aktuell sehr gesucht. Die Nachfrage ist grösser als das Angebot, entsprechend steigt der Preis.
Für was findet die Lärche Verwendung?
In unserer Gemeindesägerei in Tarasp stellen wir aus den Lärchenstämmen Bretter her. Zudem verwenden wir die Lärche auch zum Verbauen. So z.B. hast Du sicherlich schon mal diese „Drei-Bein-Böcke“ oben am Berg als Schutzmassnahme gesehen. Diese halten sich sehr lange durch die gute Altersqualität des Lärchenholzes.
Warum denkst Du, dass die Arve mehr bekannt ist als die Lärche?
Sicherlich wegen ihrem speziellen Duft, welcher sich bei den Leuten eingeprägt hat.
Heilkunde/Wirkung der Lärche – Weisst Du was dazu?
Bekannt ist sicherlich die Wirkung des Lärchenharzes. So z.B. die daraus hergestellte Zugsalbe oder auch allgemein die Salbe mit Lärchenharz gegen Gicht und rheumatische Beschwerden.
Holzschlag – Forstung der Lärche. Wann ist der beste Zeitpunkt?
Am besten ist es, wenn man die Lärche im Winter fällt. Es gibt auch das sogenannte Mondholz, bei welchem man das Fällen mit den Mondphasen/mit dem Mondkalender abstimmt. Dies machen wir ab und an auf Bestellung.
Wir schlagen als Forstgruppe im Jahr ca. 14‘000 Kubik Holz. Vor allem Fichte wenig Lärche, Föhre und Arve. Dazu gibt es eine genaue und komplexe Planung, wo man wieviel Holz schlagen darf.
Lärchenharz – Hast Du als Förster einen konkreten Bezug dazu?
Während meiner Lehre habe ich einmal Lärchenharz geholt und weiterverarbeitet. Das Ernten ist aber relativ aufwendig und es braucht eine gute Technik. Aktuell mache ich dahingehend nichts mehr.
Dein Wunsch an die Lärche?
Ich wünsche und hoffe mir, dass die wunderschöne Lärche hier im Engadin weiter erhalten bleibt.
Vielen Dank Antonin Hugentobler für diesen anregenden Dialog.